Der Turn- und Sportverein Zeulenroda entwickelte sich aus der fast vierzig Jahre bestehenden Betriebssportgemeinschaft „Aufbau“ Zeulenroda heraus. Gegründet wurde diese Sportgemeinschaft, die Anfangs nur aus den Sektionen Boxen, Turnen, Schach und Tischtennis bestand, am 7.November 1951. Die Mitgliederzahl umfasste am Anfang ca. 180 Sportler. Der Trägerbetrieb, der vor allem zuständig war für die finanzielle Unterstützung, war bis 1990 das damalige Möbelkombinat Zeulenroda.
Im Laufe der Zeit kam es zur Bildung von weiteren Sektionen. Das waren 1952 die Sektion Leichtathletik, am 14. Februar 1953 die Sektion Reiten (die aber erst 1962 zur BSG „Aufbau“ stieß), am 30. November 1972 die Sektion Segeln, am 16. Oktober 1973 die Sektion Kegeln und 1982 die Sektion Popgymnastik. Somit wuchs die Mitgliederzahl kontinuierlich an. Über mehrere Jahrzehnte hinweg wurde in der BSG „Aufbau“ auf sportlichem Gebiet eine erfolgreiche Arbeit geleistet, was die zahlreichen Kreis-, Bezirks- und DDR-Meistertitel beweisen.
Mit dem Ende der DDR 1990 ergaben sich wie auf vielen Gebieten auch auf dem des Sportes und somit für die BSG „Aufbau“ völlig neue Bedingungen. Die Förderungen durch den Trägerbetrieb fielen schlagartig weg. Die Einschränkung der Übungsleitertätigkeit hatte vor allem Auswirkungen auf die Kinder- und Jugendsportarbeit. Auch auf wettkampftechnischem Gebiet gab es viele Veränderungen. Es galt, sich also auf völlig neue Verhältnisse einzustellen. Dies beinhaltete vor allem die Bildung eines neuen Vorstandes und die Umbenennung des Vereins.
Am 19. September 1990 fand deshalb die Gründungsveranstaltung des Turn- und Sportvereines Zeulenroda als Rechtsnachfolger statt. Sportler, Übungsleiter, Trainer und Interessierte der Sportarten Segeln, Turnen, Kegeln, Schach, Tischtennis, Boxen, Popgymnastik und Leichtathletik schlossen sich zusammen. Das Ziel war es, gemeinsam Sport zu treiben und Wettkämpfe durchzuführen, um so an die erreichten Erfolge der BSG „Aufbau“ anzuknüpfen. Inzwischen erfolgte die Gründung dreier weiterer Sektionen. Das war 1996 die Sektion Reha-Sport, 1997 die Sektion Schwimmen und Anfang 2000 die Sektion Triathlon. Die Mitgliederzahl ist damit auf 745 per 01.01.2004 angestiegen. Das bedeutet gleichzeitig, dass sich der TSV mittlerweile zum größten Sportverein des Landkreises Greiz entwickelt hat.
Leichtathletik einst und heute
Ein kurzer Ausflug in die Geschichte der Leichtathletik in Zeulenroda
Wer denkt schon beim Lesen der Grußworte von Bürgermeister, Präsidenten des Thüringer Leichtathletikverbandes und Vorsitzendem des TSV Zeulenroda anläßlich des Jubiläumsmeetings der Zeulenrodaer Leichtathletik am Himmelfahrtstag 2003 an die Anfänge vor über 150 Jahren?
Leichtathletik ist die älteste und natürlichste Körperübung. Im Übungssystem von GutsMuths und Jahn nahm sie einen bedeutenden Platz ein, wurde aber bis in die Anfänge des 20.Jahrhunderts unter dem Oberbegriff Turnen geführt.
So zogen auch die Mitglieder des am 23.November 1848 gegründeten ersten Turnvereins von Zeulenroda unter ihrem Wahlspruch der Satzung < Frisch, fröhlich, fromm, frei > zu ihrem Turnplatz oder in die Natur, um sich im Turnen zu üben oder am Spiel zu erfreuen.
Hier erfüllte sich einer der Träume und Wünsche des Wegbereiters der Turnbewegung in unserer Stadt, des Herrn Kantors Solle, der neben der Gründung einer Knabenturnanstalt 1847 am 03 . August 1848 einen Aufruf zur Gründung eines Turnvereins an die Bürger Zeulenrodas verbreiten ließ und damit den letzten Anstoß gab. Aus den Anfängen des Turnvereins Zeulenroda sind Laufübungen und Werfen mit dem Ger (Wurfspieß der Germanen )bekannt. Schon 1861 fanden bei Turnfesten auch Hoch-, Weit- und Tiefsprung sowie Sturm- und Wettlauf statt.
Beim 1: Wetturnen 1873 wurde Steinstoßen (17 kg ) durchgeführt, 1897 beschaffte sich der Turnverein einen neuen, 15 kg schweren, eisernen Wurfstein.
Zum Schauturnen 1901 wurde zum ersten Mal < Kugelwerfen> gezeigt. Im gleichen Jahr kaufte der Turnverein einen Stahlrohrspringstab und führte 1902 Stabhochspringen vor. Durch die Anschaffung eines Diskus und eines Speeres konnten diese beiden Sportarten ab 1919 auch in Zeulenroda gezeigt werden.
1924 wurde der Bambusstab eingeführt und 1928 gab es das erste Hammerwerfen in Zeulenroda.
Leichtathletik konnte in dieser Zeit in verschiedenen Vereinen und Sportgemeinschaften betrieben werden. So führte zum Beispiel der“ Sportverein Zeulenroda “ 1919 die Leichtathletik ein, veranstaltete 1920 den l. Straßenlauf über 10 km nach Weckersdorf und zurück und war damit der Begründer eines langjährigen Traditionslaufes. Durch die Auflösung der Vereine während der Zeit des Nationalsozialismus und die zentrale Steuerung des Sports sind bis zum Ende des 2. Weltkrieges kaum Aufzeichnungen über Sportereignisse oder Rekorde vorhanden.
Ältere Zeulenrodaer werden sich sicherlich noch an die Sportfreunde Karl-Heinz Peters und Otto Pöhler erinnern. Sie waren in den 30er Jahren Leistungsträger der Zeulenrodaer Leichtathletik und Teilnehmer an verschiedenen Meisterschaften.
Die 11,2 s über 100m, die auf dem Gauturnfest in Dresden 1936 für Karl-Heinz Peters schon damals elektronisch gestoppt worden sind, die 7,01m im Weit- und 1,83 im Hochsprung sowie eine Verbesserung der 100m Zeit auf 1 1,0s im Jahr 1939, waren in der damaligen Zeit athletische Spitzenleistungen.
Die hoffnungsvollen Karrieren beider Sportler sind zwar durch den 2. Weltkrieg zerstört worden, beide haben sich aber danach mit ganzer Kraft gerade für die Belange der Leichtathletik in Zeulenroda eingesetzt und mit ihren Schützlingen manche kleinen und großen Erfolge gefeiert. Schon am 26.Oktober 1945 bildete der Stadtrat des Bürgermeisters einen Kulturausschuß mit auch vier Vertretern des Sports.
Dem Aufruf des Kulturbundes folgend, trafen sich Leichtathleten und Turner im Herbst 1945 in der Jahnturnhalle. Nach alter Tradition waren in dieser Zeit die Wettkämpfe in gemischten Disziplinen ausgeschrieben. Neben den Pflicht- und Kürübungen an den Geräten kamen 100m Lauf, Weitsprung, Kugelstoßen, Hoch- oder Stabhochsprung dazu.
Im Oktober 1949 gab es das erste Kreisturnfest ( Kreis Greiz )in Zeulenroda und im März 1952 die ersten Kreiswaldlaufmeisterschaften.
Ein ganz besonderer Höhepunkt für die Sportarten Fußball und Leichtathletik war die Einweihung der Karl-Marx-Sportstätte am 24.Mai 1953, einem Pfingstsonntag.
Damit verbesserten sich die Übungs- und Wettkampfbedingungen auch der Zeulenrodaer Leichtathleten enorm. Über viele Jahre bestimmten Sportler aus der Zeulenrodaer Talentschmiede das sportliche Niveau bei Kreis, Bezirks- und DDR-Veranstaltungen. Sven Schwarz und Yvonne Teichmann konnten zum SC Motor Jena delegiert werden und erst in den letzten Jahren wechselten auf Grund ihrer Leistungen Alexander John und Marc Kunze zum TuS Jena sowie Andreas Freimann und Christian Seiler zum SV CREATON Großengottern, jetzt SV CREATON Erfurt.
Doch nicht nur auf sportlicher Ebene – Zeulenroda ist seit 1990 unter der Leitung des ehemaligen Weltklasseathleten im Zehnkampf, Joachim Kirst, Trainingszentrum und Talentstützpunkt für Leichtathletik – sondern auch in der Organisation hat der TSV Zeulenroda schon seit vielen Jahren Qualität anzubieten.
Nicht nur bei der Ausrichtung von Stadtfest- Talsperren- und Crossläufen, sondern auch durch die hervorragende Arbeit bei Thüringer Meisterschaften, Seniorenländerkämpfen und anderen hochkarätigen Veranstaltungen wußten die Mitglieder und freiwilligen Helfer zu überzeugen. Diese Arbeit im Zusammenhang mit den nach der Sanierung des Waldstadions zur Verfügung stehenden optimalen Bedingungen für eine leistungsfördernde Wettkampfgestaltung gaben dem TSV und der Stadt Zeulenroda seit nunmehr 5 Jahren die Möglichkeit, im Rahmen des <Zeulenroda Meetings> Deutsche Meister, Weltmeister und Olympiasieger sowie hoffnungsvolle Nachwuchsathleten einer immer größer werdenden Fangemeinde vorzustellen.
Günter Seidel
Quellen: Stadtarchiv Zeulenroda ( R. Lange )